Der YLB gratuliert Tim Fischer zu seinen herausragenden Leistungen im vergangenen Jahr 2018 und wünscht ihm natürlich für seinen weiteren sportlichen Werdegang alles Gute. Wir sind stolz auf ihn, immerhin ist er bis vor zwei Jahren noch für unseren Verein YLB gestartet und hat auch das Segeln in unserer Jugendabteilung erlernt. Das sollte auch uns bestärken, uns weiterhin um unseren Seglernachwuchs zu kümmern.

Hier können sie Tim´s Bericht des Jahres 2018 an seinen "Heimatverein" lesen:

Resümee: Was für eine schwierige Segelsaison mit einem krönenden Ausgang

Die Saison im Jahr 2018 begann schon früh mit einer weiten Reise. Bereits am 6. Januar sind wir nach Miami gereist um am ersten Weltcup im Jahr 2018 teilnehmen zu können. Der Container mit Boot und allem Material wurde bereits 3 Monate zuvor verschickt. Auch wir fühlten uns durch das harte Wintertraining sehr gut vorbereitet auf den ersten Wettkampf im Jahr 2018. Zwei Wochen konnten wir uns an die Zeitumstellung und an das sehr warme Wetter gewöhnen. Es ist für uns der erste Wettkampf mit einer so langen Anreise gewesen. Umso gespannter und heißer sind wir gewesen ein gutes Ergebnis abzuliefern. Der Weltcup ging über fünf Tage und wir konnten uns von Tag zu Tag steigern. Am Ende stand ein sensationelles Ergebnis mit einem 4. Rang fest.

Im Frühjahr geht es dann wie gewohnt auf die schöne Insel Mallorca. Jedes Jahr findet dort im April die Trofeo Princessa Regatta mit einem stark besetzten Feld statt. Wir sind insgesamt drei Mal von Februar bis März für 8 Tage für vorbereitende Trainingsmaßnahmen nach Palma geflogen. Im letzten Vorbereitungsblock hatten wir sehr starke Winde von 25kn und mehr. Aber es muss auch bei diesen Bedingungen trainiert werden. Doch der Wind wurde irgendwann zu stark und wir sind erschöpft auf dem Weg in den Hafen gesegelt. Dabei sind wir mit dem Bug eingestochen und das Boot drohte zu kentern. Da das aufgrund der niedrigen Wassertiefe der sichere Mastbruch bedeutete, vergaß ich rechtzeitig aus der Fußschlaufe zu gehen und viel mit dem eingespannten Fuß ins Wasser. Durch die starke Überstreckung habe ich mir alle möglichen Bänder gerissen und dazu ist der Mast gebrochen und das Segel zerrissen. Für mich hieß es erstmal, dass die Saison gelaufen ist und ich mich schnellstmöglich nach Deutschland begeben sollte um die Schwere der Verletzung von den Ärzten einschätzen lassen zu können. Vier Wochen konnte ich keinen Schritt gehen und erst nach sechs Wochen in das Aufbautraining einsteigen. Genau zwei Monate vor der Weltmeisterschaft und 10 Wochen nach der Verletzung habe ich mich das erste Mal wieder auf das Boot gestellt. Die Rehamaßnahmen sind sehr intensiv gewesen und die Muskulatur haben wir nach extrem kurzer Zeit wieder aufgebaut. Das unwohle Gefühl und die mangelnde Praxis haben die Bewegungen auf dem sehr kippeligen 49er schwer gemacht. Auch in den ersten Wettkämpfen (Kieler Woche und Europameisterschaft) habe ich mir sehr schwer getan. Doch in der Pause hatte ich Zeit, meine Energie in andere Bereiche wie Meteorologie, Strategie, Taktik und Material zu investieren.

Unser Höhepunkt ist die Weltmeisterschaft in Aarhus Anfang August gewesen. Sehr gut vorbereitet in jeglicher Hinsicht, außer der Segelzeit auf dem Wasser, sind wir zu diesem Megaevent angereist. In Dänemark hat der Segelsport einen anderen Stellenwert und wir wurden ständig von Kameras begleitet. Die Organisation der Veranstaltung hat uns beeindruckt, konnten aber den ungewohnten Stress von außen gut abhalten. Nach der Eröffnungsfeier sind wir hochmotiviert und nahezu genesen in den Wettkampf gestartet. Für uns lief der Start in die Weltmeisterschaft sehr gut. Wir konnten uns von Tag zu Tag steigern und nach der Qualifikationsphase standen wir auf Rang drei. Die besten 25 der Welt segeln nun in den Goldfleet Rennen gegeneinander. Die Rennen sind sehr intensiv und die Abstände aufgrund des hohen Niveaus sehr gering. Überraschend konnten wir eine sensationelle Finalphase segeln und auf dem 2. Platz in das abschließende Medal Race starten. Wir konnten rein rechnerisch gewinnen, aber auch alles verlieren und insgesamt auf Rang 5 landen. Der Druck von den Rängen 3-5 ist entsprechend hoch gewesen. Im Medal Race legten wir einen fantastischen Start hin und hatten das Feld sicher unter uns. Doch aufgrund der Nähe zum Land gestaltete sich das Rennen unberechenbar und wir konnten mit einem 9. Platz im Medal Race noch den Bronze Rang verteidigen. Leicht angeknackst sind wir über die Ziellinie gefahren. Uns wurde aber schnell bewusst, was das für eine unglaubliche Leistung gewesen ist. Überglücklich ließen wir uns feiern und die Glückwünsche auf uns einprasseln. Niemand hatte vorher vor allem aufgrund unseres jungen Alters und der schweren Verletzung mit so einem Erfolg gerechnet. Auch beim nachfolgenden Worldcup im September in Tokyo auf dem Olympiarevier für 2020 konnten wir ein sehr gutes Ergebnis mit dem 5. Platz belegen. Wir gehören nun zu den heißen Kandidaten für die olympischen Spiele in Tokyo. Bis dahin müssen wir aber noch viel Zeit und Material in die Kampagne investieren, damit wir die optimalen Rahmenbedingungen für die Qualifikation schaffen können.

Ich möchte mich ganz herzlich bei allen Unterstützern aus meinem Heimatverein bedanken. Ich werde immer dem YLB verbunden bleiben und gerne immer wieder im Verein vorbeischauen. Bis dahin melde ich mich aus Kiel und übersende liebe Grüße.